Altın Gün melden sich mit einem musikalischen Beben zurück – und das auf besonders respektvolle Weise. Mit Garip, ihrem sechsten Studioalbum, zollt die niederländisch-türkische Psychedelic-Groove-Formation dem großen Neşet Ertaş Tribut, einem Titanen der anatolischen Folkmusik. Zehn Stücke des 2012 verstorbenen Sängers hat die Band neu interpretiert, mit viel Fingerspitzengefühl, aber auch mit jener kreativen Unverfrorenheit, die Altın Gün seit jeher auszeichnet. Erscheinen wird das Werk am 20. Februar 2026 auf Glitterbeat Records – und dürfte nicht nur unter Kenner*innen anatolischer Musik für Aufsehen sorgen.
Garip, was auf Deutsch so viel wie „seltsam“ oder „fremd“ bedeutet, ist in Wahrheit das Gegenteil: Die Songs wirken vertraut, geerdet und doch aufregend neu. Altın Gün setzen Neşet Ertaş ein Denkmal, das weder in Pathos ertrinkt noch in staubiger Folklore erstarrt. Stattdessen werden seine Kompositionen durch Arabeske-Streicher, funkige Saxophonlinien und Synthesizer-Flächen zu neuem Leben erweckt. Besonders eindrucksvoll gelingt das bei der ersten Single „Neredesin Sen“ – ein Stück, das sich mit 80er-Basslinien, flirrenden Saz-Melodien und twangender Gitarre zwischen Disko-Trance und anatolischer Mystik bewegt. Dazu kommt der typische Altın-Gün-Zauber: eine Rhythmussektion, die so eng verzahnt ist, dass man meinen könnte, sie atme im selben Takt.
Wer Altın Gün schon mal live erlebt hat, weiß: Diese Band bringt selbst das gemütlichste Indiepublikum zum Tanzen. Auch Garip ist kein stilles Denkmal, sondern ein pulsierendes, vibrierendes Klangkunstwerk – und das in einer Zeit, in der kulturelle Brücken nötiger sind denn je. Dass die Gruppe damit gleichzeitig eine Brücke zwischen Tradition und Popkultur schlägt, ist keine Überraschung – sondern schlicht ihr Markenzeichen. Und spätestens jetzt dürfte klar sein: Der Groove aus Amsterdam bleibt auch 2026 eine feste Größe im globalen Musikzirkus.