Belle Époque

„Weil wir Menschen schaltbar sind.“ – Mit diesem verstörenden Satz beginnt 43, der erste Vorbote des neuen FJØRT-Albums belle époque. Und es dauert keine Minute, bis klar ist: Das Aachener Trio hat sich nicht für leise Töne entschieden. Stattdessen schieben sie eine düstere Soundlawine an, die Geschichte nicht nur erinnert, sondern fühlbar macht. Balladesk beginnt der Track, fast verletzlich, dann bricht ein musikalischer Sturm los, der eindringlicher kaum sein könnte. Was folgt, ist eine eindrucksvolle Anklage – an die Vergangenheit, aber vor allem an die Gleichgültigkeit der Gegenwart.

„Wir haben gemordet, gebrandschatzt, geschändet, erdrosselt – wir sind dazu fähig.“ Dieser Satz, geschrien mit voller Wucht durch Gitarrenverzerrung und dichte Produktion, bohrt sich ins Bewusstsein. belle époque ist keine leichte Kost. Es ist ein Mahnmal in Albumform, ein musikalisches Theaterstück mit klarem moralischen Kompass. FJØRT verschränken in ihren Kompositionen Historie und Gegenwart, Schrecken und Aufbruch, ohne Pathos, aber mit schmerzhafter Ehrlichkeit. Wenn sie im letzten Drittel von 43 zu dem Schluss kommen, „Wir leben in Hakenkreuzzeiten“, wird klar: Diese Band will nicht provozieren – sie will aufwecken.

Musikalisch bleiben FJØRT kompromisslos. Ihre Mischung aus Post-Hardcore, Emo, Punk und Progressivität ist dichter und schärfer denn je. Die Songs sind wie dramatische Akte, sorgfältig aufgebaut, dramaturgisch punktgenau und emotional durchdringend. Es ist Musik, die wehtut – und das muss sie auch. belle époque ist FJØRTs bisher politischstes, lautestes und klarstes Album. Kein Trotz, keine Pose, kein erhobener Zeigefinger – nur die ungeschönte Wahrheit in musikalischer Form. Und wer genau hinhört, erkennt: Diese Band ist ein notwendiger Störfaktor im Rauschen der Gleichgültigkeit.