Sie ist wieder da – direkter, ehrlicher, persönlicher denn je: Mit West End Girl legt Lily Allen ihr fünftes Studioalbum vor und knüpft damit an jene kompromisslose Offenheit an, die sie von Anfang an aus der Pop-Masse herausgehoben hat. Entstanden ist das Werk in einem intensiven Schreib- und Aufnahmeprozess von nur zehn Tagen – was man der Platte auch anhört. West End Girl wirkt ungefiltert, kantig, aber nie planlos. Vielmehr verbindet Allen ihre britische Pop-DNA mit den Erfahrungen und Eindrücken ihrer Zeit in New York, einer Stadt, die auf dem Album nicht nur Kulisse, sondern emotionale Projektionsfläche ist.
Die Songs sind gespickt mit Momentaufnahmen urbaner Isolation, Beobachtungen zwischen Subway-Romantik und Upper-West-Side-Zynismus – immer durchzogen von Lily Allens typisch trockenem Witz und messerscharfer Selbstreflexion. Dabei bleibt sie musikalisch zugänglich: Pop mit Hooks, die bleiben, aber mit Texten, die wehtun dürfen. Es ist diese Mischung aus Catchiness und Klartext, die sie seit „Smile“ auszeichnet – nur dass Lily Allen 2026 niemandem mehr etwas beweisen muss. West End Girl ist keine Rückkehr zum alten Sound, sondern ein neues Kapitel.
Mit ihrer gewohnt klaren Sprache und der Fähigkeit, Persönliches universal klingen zu lassen, zeigt Allen einmal mehr: Pop darf Haltung haben, darf unangenehm sein, darf wehtun und trotzdem tanzbar bleiben. West End Girl ist dabei nicht laut, aber unüberhörbar – ein starkes Statement inmitten einer Popwelt, die oft zu glatt daherkommt. Lily Allen bleibt eine der spannendsten Stimmen Großbritanniens – und dieses Album ist der beste Beweis dafür.