Lucinda Williams bleibt unbequem – und genau dafür wird sie geliebt. Mit ihrem neuen Album "World’s Gone Wrong" legt die Americana-Ikone einmal mehr den Finger in die Wunde und liefert ein Werk ab, das in Inhalt wie Klang kompromisslos auf den Punkt bringt, was viele nur zu flüstern wagen. Wer Williams kennt, weiß: Sie singt nicht über schöne Illusionen, sondern über das, was ist – roh, ehrlich, poetisch. Schon mit Change The Locks oder dem wütenden Good Souls Better Angels hat sie gezeigt, wie scharf ihr Blick ist. "World’s Gone Wrong" geht nun noch tiefer – musikalisch und thematisch.
Dieses Album ist ein Spiegel unserer Zeit: zerklüftet, laut, verwundbar. Dabei bleibt Lucinda Williams ihrem Stil treu – eine Mischung aus Country, Blues, Rock und Singer-Songwriter-Intensität, getragen von ihrer markanten, rauen Stimme, die mehr erlebt hat, als mancher Text vermuten lässt. Die Songs sind oft politisch, immer persönlich – und treffen emotional genau ins Schwarze. Nach dem eher versöhnlichen Stories From A Rock N Roll Heart, das post-pandemisch ein Zeichen der Zuversicht setzte, ist der Longplayer wieder deutlicher Kante. Kein Zynismus, sondern Klartext.
Lucinda Williams zeigt einmal mehr: Man kann älter werden, ohne leiser zu werden. Ihre Musik ist gereift, ihre Botschaften brennen klarer denn je. "World’s Gone Wrong" ist ein Album für die, die hinhören. Für die, die sich fragen, was gerade los ist – und für die, die wissen wollen, wie es sich anfühlt. Ein musikalischer Weckruf in Zeiten des Rückzugs.