Die Grenze zwischen Mensch und Maschine verläuft heute nicht mehr dort, wo sie früher war – irgendwo zwischen Metall, Software und Emotion. Das zweite Album Logic Drama der Robots of the 80s macht genau das zum Thema: acht Tracks, die nicht nur musikalisch, sondern auch konzeptionell den Drahtseilakt zwischen Gefühl und Funktion wagen. Dort, wo einst Kraftwerk die Blaupause für elektronische Musik schufen, entwickelt Heiko Wersing – Mastermind hinter dem Projekt – den Gedanken weiter. Das Ergebnis klingt wie ein Clubabend im Dialog mit Isaac Asimov: retrofuturistisch, emotional und mit einem Sound, der nostalgisch an The Human League erinnert, aber inhaltlich mitten im KI-Zeitalter landet.
Wersing, von Beruf Technik-Nerd mit einem Faible für künstliche Intelligenz, ist keiner, der sich von dystopischen Maschinenängsten beeindrucken lässt. Vielmehr nutzt er seine Musik, um mögliche Zukünfte zu skizzieren – auch hoffnungsvolle. Mit Unterstützung von Bassist David L. und den ausdrucksstarken Vocals seiner Schwester Sylvia Wersing (Chorusgirl) gewinnen die Songs an Tiefe. Das merkt man besonders bei Elevate, das sich als tanzbarer Appell an unsere Menschlichkeit entpuppt. Oder bei Klara, einer Hommage an Ishiguros Romanfigur, die so empathisch klingt, dass man fast vergisst, dass es um eine Maschine geht.
Und genau darin liegt die Stärke von Logic Drama: Es wirft Fragen auf, ohne den moralischen Zeigefinger zu heben. Sind wir mehr als unsere Programmierung? Können Roboter fühlen – oder wir bald nicht mehr? Die Songs bieten keine einfachen Antworten, aber jede Menge Denkanstöße – und dazu Beats, die zwischen Italo-Disco, New Wave und Chiptune pendeln. Mit We Are One wird’s fast spirituell, während The Workshop zum dramatischen Finale wird: ein Ausbruch aus der Werkstatt – und vielleicht aus alten Denkweisen. Wer wissen will, wie sich der Soundtrack zur aktuellen KI-Debatte anhört, sollte hier reinhören. Am besten laut.