Neues von ROME: Zwei Alben, zwei Welten
Nach einem bewegenden Jubiläumsjahr meldet sich ROME mit einem künstlerischen Doppelschlag zurück – und das mit doppeltem Tiefgang. Mit „The Tower“ und „The Hierophant“ erscheinen zwei neue Alben, die wie zwei Pole derselben Achse funktionieren: verbunden im Ursprung, doch klar voneinander getrennt im Ausdruck. Was Frontmann Jérôme Reuter hier vorlegt, ist mehr als ein musikalisches Statement – es ist eine Reise durch Geist, Klang und Kontemplation, konsequent und kompromisslos erzählt.
„The Tower“ steht da wie ein Denkmal: still, konzentriert, fast asketisch. Der Sound: radikal reduzierter Folk, entkernt bis auf das Wesentliche. Kein Schnickschnack, keine Eskalation – stattdessen Klarheit, Disziplin und ein fast stoisches Durchhalten. Dieses Album ist kein Rückzug ins Private, sondern eine bewusste Rückführung aufs Fundament. Die Songs wirken wie aus Stein gemeißelt – schlicht in der Form, aber gewaltig in der Wirkung. Wer hier Lautstärke oder Dramatik erwartet, wird vielleicht irritiert sein – und doch bleibt der Eindruck eines Werks, das lange nachhallt.
Gänzlich anders „The Hierophant“: schwebend, entrückt, beinahe trancehaft. Hier betreten wir rituelles Terrain, wo Musik zur Zeremonie wird. Die Gitarren klingen wie verhüllte Gebete, der Gesang wie aus einer anderen Sphäre. Verlust, Suche, Transformation – das sind die Themen, durchzogen von spiritueller Tiefe. Fast wirkt es, als würde man sich durch einen mystischen Codex hören, Seite für Seite. Wo „The Tower“ diszipliniert ist, erlaubt sich „The Hierophant“ die Auflösung, das Loslassen. Zwei Alben, zwei gegensätzliche Bewegungen – und doch Teil eines Ganzen: Sammlung und Entgrenzung.
Tracklist
01. Secret Harbour
02. The Harvest Is Not Here
03. Days of Assembly
04. On Sorrow's Embankment
05. The Chalice and the Blade
06. When Light Be Gone
07. The Great White Hopeless
08. My Frail Ambassador
09. The Gods Are Slow to Forgive
10. Apollo of Hyperborea