Mit L.I.F.T. melden sich NMB eindrucksvoll zurück – und zeigen einmal mehr, warum sie zu den stilprägenden Größen des modernen Progressive Rock zählen. Das neue Studioalbum ist ihr erstes seit Innocence & Danger (2021) – und es klingt, als hätten Neal Morse, Mike Portnoy, Eric Gillette, Bill Hubauer und Randy George nie eine Pause eingelegt. In nur wenigen Tagen unter Zeitdruck und persönlichen Umbrüchen entstanden, transportiert L.I.F.T. eine kreative Energie, wie man sie nur selten spürt: spontan, ehrlich und inspiriert. Dabei bleibt das Quintett seiner Linie treu – und geht zugleich spürbar neue Wege.
Konzeptionell knüpft L.I.F.T. an die spirituellen Erzähltraditionen der Band an: Es ist eine Reise zu sich selbst, ein Konzeptalbum über Verlorensein, Erkenntnis und den Weg zurück. Neal Morse nennt es „eine spirituelle Heldenreise“ – und genau so fühlt sich das Album auch an. Die Songs atmen, sie leben, sie fordern. Mal ruhig und nachdenklich, mal bombastisch und voller Pathos – aber immer mit dem typischen NMB-Feingefühl für musikalische Dramaturgie. Das Album klingt geschlossen, klar, kraftvoll. Kein Wunder, dass Morse betont, wie sehr das Miteinander bei der Entstehung spürbar war: „Wenn alle mit Herzblut dabei sind, entsteht etwas Besonderes.“
Besonders ist L.I.F.T. auf jeden Fall. Es verbindet technisches Können mit erzählerischer Tiefe und einer emotionalen Ehrlichkeit, die im Progressive Rock selten geworden ist. Hier geht es nicht um Effekthascherei, sondern um Musik, die berührt und bleibt. Wer NMB bisher kannte, wird sich abgeholt fühlen – und wer neu einsteigt, bekommt einen intensiven Einstieg in das Schaffen einer Band, die musikalisch und inhaltlich seit Jahren auf einem beeindruckend hohen Niveau arbeitet. L.I.F.T. ist keine einfache Platte – aber eine lohnenswerte Reise für Herz und Verstand.