Vergessene Heldinnen der Klassik: Raphaela Gromes räumt auf
Wenn beim Thema „Komponistinnen“ in Ihrem Kopf zuerst ein Fragezeichen erscheint, sind Sie nicht allein. Genau diesem kollektiven Gedächtnisleck begegnet die gefeierte Cellistin Raphaela Gromes mit ihrem Buch „Fortissima!“ – einer leidenschaftlichen und kenntnisreichen Reise durch die verdrängte Geschichte weiblicher Kreativität in der Klassik. Gemeinsam mit der Musikwissenschaftlerin Susanne Wosnitzka spürt sie Frauen nach, deren Werke einst gefeiert – und dann vergessen wurden. Dass Gromes selbst auf Platz 1 der Deutschen Klassik-Charts steht, verleiht dem Buch zusätzlich Gewicht: Hier schreibt keine Theoretikerin, sondern eine Künstlerin, die weiß, wovon sie spricht.Fortissima! ist weit mehr als eine biografische Sammlung: Es ist ein Weckruf. Namen wie Amy Beach, Florence Price oder Henriëtte Bosmans stehen stellvertretend für Generationen von Frauen, die sich trotz gesellschaftlicher Hürden eine Stimme verschafften – oft im wörtlichsten Sinn. Gromes stellt nicht nur deren Lebenswege vor, sondern hinterfragt auch, wie Geschlechterrollen in der Musikgeschichte gewirkt haben – und es bis heute tun. Das Buch liest sich dabei nie wie ein erhobener Zeigefinger, sondern eher wie ein inspirierendes Gespräch mit einer begeisterten Freundin, die einem beim Kaffee plötzlich eine ganz neue Welt eröffnet.
Die Mischung aus fundiertem Wissen, persönlicher Reflexion und der spürbaren Freude an der Musik macht Fortissima! zu einer unterhaltsamen und wichtigen Lektüre – nicht nur für Klassik-Fans. Es ist eine Einladung, das eigene Hören zu erweitern und die Ohren für Stimmen zu öffnen, die viel zu lange übertönt wurden. Wer dieses Buch aufschlägt, wird Klassik anders wahrnehmen – und sich fragen, warum es so lange gedauert hat.