Wenn du denkst, Rock’n’Roll sei ein alter Hut, den nur noch deine Eltern feiern, dann wirf mal „Bored Animal“ von His Lordship an. Das Londoner Duo – James Walbourne und Kris Sonne – hat keine Zeit für Schnickschnack. Schon der Opener haut rein wie ein Espresso auf nüchternen Magen: klirrende Gitarren, Schlagzeuggewitter, ein Gitarrensolo, das klingt, als würde jemand die Hölle stimmen. Spätestens bei „I Fly Planes Into Hurricanes“ merkst du, dass hier keiner versucht, gefällig zu sein – es geht um Chaos, Energie und den Spirit von echtem Rock ohne Retrofilter.
His Lordship - I Fly Planes Into Hurricanes
Die Platte lässt keine Sekunde locker. Vom dreckigen „Old Romantic“ bis zum schrägen „Marc-Andre Léclerc“ brettern die beiden durch ein Feuerwerk aus Garage, Punk, Noise und Psychedelia. Alles schön aufgeraut, kurz gehalten, kein Song über vier Minuten – weil keiner mehr Bock auf Langeweile hat. Dabei zeigen sie, dass auch rohe Musik Hirn haben kann. Der Blues-Kracher „The Sadness of King Kong“ beginnt wie ein wütender Affe auf Speed und endet mit dem lakonischen Satz „It’s a jungle out there“. Und wenn sie dann zum Schluss mit dem Instrumentalstück „Gin and Fog“ den Laden abschließen, weißt du: Hier hat jemand Musik gemacht, um etwas loszuwerden – nicht um irgendwen zu beeindrucken.
Was His Lordship besonders macht? Dass sie den Rock’n’Roll nicht nur spielen, sondern leben. Sie fangen nicht an, mit Vintage-Mikros zu posen, sondern knallen das raus, was in ihnen brennt. Ohne Filter, ohne Kompromisse, mit dem Mut, Fehler drin zu lassen. Weil genau da die Magie liegt. Sie nehmen den Sound der Vergangenheit, geben ihm einen Tritt in den Hintern und lassen ihn in die Zukunft rennen. „Bored Animal“ ist kein Denkmal – es ist ein Molotovcocktail mit Gitarre. Und ganz ehrlich: Wenn du dabei still sitzen kannst, bist du wahrscheinlich schon tot.