Matt Berninger kennt man als die Stimme von The National – diese rauchige, melancholische Tiefe, die direkt ins Herz knallt. Aber wer dachte, er lehnt sich jetzt zurück und lässt’s chillen, liegt daneben. Mit seinem zweiten Soloalbum Get Sunk gräbt er noch tiefer. Nicht unbedingt in seine eigene Biografie, aber in die Frage: Wer sind wir eigentlich, und wie sind wir so geworden? Es geht nicht drum, sich selbst zu erklären, sondern vielmehr zu hinterfragen. Erinnerungen an eine alte Farm, ein verlorener Junge in Sepiatönen – alles Metaphern für diesen ewigen Struggle, sich selbst zu kapieren.
Matt Berninger - Bonnet Of Pins (Official Audio)
Was Get Sunk so besonders macht, ist dieser Mix aus poetischem Grübeln und ehrlicher Ratlosigkeit. Berninger spielt nicht den Erleuchteten, sondern den Typen, der mit dir nachts auf dem Bordstein sitzt und sagt: „Was zur Hölle machen wir hier eigentlich?“ Jeder Song fühlt sich an wie ein kleiner Spiegel, der dir einen anderen Winkel auf dein Leben zeigt. Und auch wenn’s düster klingt – da steckt Hoffnung drin. Hoffnung in der Idee, dass wir durch andere Menschen, durch Begegnungen und Entscheidungen ein bisschen mehr zu uns selbst finden können.
Das Album ist wie ein Sprung in kaltes Wasser: Es schreckt kurz auf, aber danach fühlt man sich wacher, lebendiger. Get Sunk ist keine feelgood-Playlist, sondern ein Soundtrack für alle, die nachdenken, verlieren, hoffen und wieder aufstehen. Kein Drama, keine Pose – einfach Matt, der wieder mal den perfekten Ton für das Chaos im Kopf trifft.