Nick Cave & the Bad Seeds � �Live God�: Wenn die Dunkelheit tanzt

Wenn Nick Cave von einem �Gegenmittel zur Verzweiflung� spricht, sollte man besser hinh�ren. Mit Live God ver�ffentlichen Nick Cave & the Bad Seeds ein Livealbum, das nicht weniger will, als die Kraft eines Konzerts einzufangen, das sich irgendwo zwischen Messe, Katharsis und Rockritual bewegt. Die 15 Tracks spiegeln die Atmosph�re jener Abende wider, in denen Cave und seine Band das Publikum nicht nur bespielten, sondern f�rmlich durchdrangen. Es sind Mitschnitte, die nicht blo� dokumentieren, sondern f�hlen lassen � mal hymnisch, mal heulend, mal fl�sternd. Besonders eindrucksvoll: das komplette Wild God-Album in Livefassung. Es verliert nichts an Dringlichkeit, gewinnt aber durch die unmittelbare B�hnenenergie an roher Intimit�t.

Doch Cave w�re nicht Cave, wenn er sich nur auf neues Material verlassen w�rde. Deshalb gibt es dazu ein paar tiefe Verbeugungen in die eigene Vergangenheit � �From Her to Eternity�, �Papa Won�t Leave You, Henry� oder das zutiefst ber�hrende �Into My Arms�. Allesamt Klassiker, die im Konzertgewand neue Facetten zeigen. Die Band ist dabei so punktgenau wie entfesselt: Warren Ellis' Violine jault wie ein hungriger Geist, der Bass schleicht durch die Songs wie ein dunkler Gedanke � und Cave selbst? Der predigt, klagt, betet. Und das mit einer Stimme, die mehr gesehen hat als mancher Beichtstuhl.

Live God erscheint auf Doppel-CD und Doppel-Vinyl � jeweils mit liebevoller Ausstattung. Die CD kommt im edlen Digisleeve mit Spot-UV-Lackierung (f�r Menschen, die wissen wollen, wie sich Ernsthaftigkeit anf�hlt), w�hrend das Vinyl in einem hochwertig gefertigten Gatefold-Cover steckt. Alles ist durchdacht, wertig, und eben kein beil�ufiger Merchartikel, sondern eine Einladung, sich selbst zu verlieren. Dieses Album ist kein Soundtrack zum Nebenbei-H�ren � es ist eine Liturgie der Widerspr�che. Und ein Zeugnis dessen, dass Nick Cave selbst live nie nur ein Musiker war, sondern immer schon eine Erscheinung.