Album-Highlight: Reverend Stomp mit „Mescalero Ranger“
Hätte das Gaunertrio aus „O Brother, Where Art Thou?“ irgendwann beschlossen, gen Westen zu ziehen, irgendwo zwischen Joshua Tree und Santa Cruz gestrandet, dann wäre „Mescalero Ranger“ vermutlich im Autoradio gelaufen. Das neue Album des Wiener Quartetts Reverend Stomp (VÖ 30.01.26) klingt nämlich wie eine sonnenverbrannte Flucht auf der staubigen Landstraße – irgendwo zwischen Mississippi-Matsch und Mojave-Melancholie. Die Band nennt ihren Stil „Swamp Surf“ – und das passt wie die zerschlissenen Boots zum staubigen Asphalt. Elf Songs, die sich so wohlig anfühlen wie ein kühler Drink nach einem langen Tag im Niemandsland. Und dabei angenehm entschleunigt: keine Hektik, kein Glanz – nur Groove, Grit und Gefühl.
Musikalisch lassen Reverend Stomp die analogen Geister der Südstaaten tanzen – aber eben mit Sonnenbrille und Vintage-Verstärker. Tracks wie „Rest For My Bones“ erinnern an schweren Blues, der sich langsam aus dem Sumpf schält, während „Hydra“ fast schon hymnischen Surf-Rock mit mehrstimmigen Vocals mischt – ein bisschen wie die Beach Boys auf Bourbon. Und dann ist da „Leaves“, ein zartes Americana-Stück, das klingt wie ein nachdenklicher Spaziergang durch staubige Felder. Fans von Calexico, DOPE LEMON oder den Hermanos Gutiérrez werden hier viele schöne Ecken entdecken, in denen man sich gern verliert. Reverend Stomp beweisen: Man muss nicht aus Arizona kommen, um das Flair der staubigen Weite authentisch einzufangen.
Dass die vier Herren eigentlich in Wien zu Hause sind, vergisst man beim Hören schnell. Ihre musikalische Heimat liegt eindeutig in einem fiktiven Grenzgebiet zwischen Louisiana und Kalifornien – irgendwo, wo der Tequila billig, das Radio verrauscht und die Nächte lang sind. „Mescalero Ranger“ ist kein Album für schnelle Durchläufe, sondern ein Soundtrack für jene Tage, an denen man nichts will außer Weite, Wärme und eine gut geölte Gitarre. Es ist dieser charmante Mix aus Swamp-Blues, staubigem Western-Gefühl und lakonischer Lässigkeit, der das Album so besonders macht. Reverend Stomp liefern keinen Retro-Kitsch, sondern eine stilvolle Hommage an das Fernweh – analog, organisch, eigen.
Quelle: LasVegas Records
Foto: LasVegas Records
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