Violetta Parisini: Neues Album über Mutterschaft
Wenn ein Album klingt wie ein Tagebuch in Dolby, dann ist es „I Used To Have Nothing To Lose But Now I Have You“ von Violetta Parisini. Die österreichische Musikerin, die eh schon seit Jahren zwischen Pop, Jazz und Elektro ihre ganz eigene Klangsprache spricht, geht mit diesem Werk nochmal ein paar Schritte weiter – oder eher: tiefer. Es ist leise und laut, zart und kantig, intim und politisch zugleich. Parisini hat das Ding komplett im Alleingang im Studio gebaut – von Songwriting über Produktion bis zur finalen Note. Erst als alles genauso ehrlich klang, wie es sich anfühlen sollte, kamen andere dazu. Und das hört man. Jeder Track wirkt durchdacht, aber nicht verkopft. Es ist ein Sound, der sich nicht anbiedert, sondern einlädt.
Musikalisch ist das Album ein Spiel mit Erwartungen: Stimmen, die fast wie Synths klingen, Klaviersounds, mal live, mal komplett zerschnitten, dazu Gitarren und Bässe, die man schon von ihren Trio-Gigs kennt. Und über allem liegt diese Stimme – warm, klar, verletzlich, stark. Sixtus Preiss hat mit seinem Sound-Design den Tracks den letzten Feinschliff verpasst und dem Ganzen einen sehr heutigen, manchmal fast surrealen Touch gegeben. Das ist keine Playlist-Mucke zum Nebenbei-Hören. Das ist ein Album, das dich reinzieht, das sich Zeit nimmt und Raum braucht. Und genau das macht es so besonders.
Thematisch steht Mutterschaft im Zentrum – aber eben nicht in der weichgespülten Instagram-Variante. Parisini singt über Selbstzweifel, über Angst, über Liebe, die wehtut, und über gesellschaftliche Erwartungen, die einen innerlich zerreißen können. Und trotzdem wirkt das Ganze nie hoffnungslos. Eher wie ein musikalisches „Ich seh dich – und ich fühl’s auch.“ Songs wie „bad mother“ oder der Titeltrack „I Used To Have Nothing To Lose But Now I Have You“ treffen einen direkt, weil sie nicht perfekt sein wollen – sondern ehrlich. Dieses Album ist kein Produkt. Es ist ein Statement. Ein Soundtrack für alle, die gerade versuchen, sich im Chaos nicht zu verlieren – sondern neu zu erfinden.