Wie Billie Eilish die Wissenschaft inspiriert
Was haben Ohrwürmer, Chart-Hits und Popstars mit Wissenschaft zu tun? Eine ganze Menge – das zeigt das Buch „Popmusikforschung: Zehn Perspektiven auf Billie Eilish“. In zehn angenehm kurzen Kapiteln geht es hier nicht um Fan-Kult oder Skandalgeschichten, sondern um echte akademische Arbeit. Und trotzdem bleibt das Ganze erstaunlich verständlich, fast schon unterhaltsam. Die Autor:innen nehmen Billie Eilishs Überhit „Bad Guy“ als Ausgangspunkt, um zu zeigen, wie unterschiedlich man Popmusik analysieren kann: mal aus medienwissenschaftlicher, mal aus musiktheoretischer oder auch aus genderbezogener Sicht. Eine Nummer – zehn Blickwinkel. Das ist nicht nur clever, sondern macht auch richtig Lust, sich selbst mal kritisch mit einem Popsong auseinanderzusetzen, statt ihn nur im Radio mitzusummen.Der Clou an diesem Buch ist sein Aufbau: Mosaikartig, wie ein gut kuratierter Mixtape-Sampler. So bekommt man keinen trockenen Frontalunterricht, sondern eine Art Denk-Werkzeugkasten geliefert. Wer Musik nicht nur hören, sondern auch begreifen will – sei es als Student:in, Journalist:in oder Label-Mensch – wird hier fündig. Die Sprache bleibt angenehm schnörkellos, die Inhalte fundiert, aber nie abgehoben. Man merkt schnell: Popmusik ist nicht einfach nur Unterhaltung, sondern ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen, ein Spielfeld kultureller Codes, ein Taktgeber für Identität und Zeitgeist. Und Billie Eilish ist in dieser Hinsicht eine perfekte Fallstudie – weil sie stilistisch wie visuell ständig die Grenzen des Erwartbaren verschiebt.
„Popmusikforschung“ liefert damit weit mehr als nur eine Einführung: Es ist ein Einstieg in ein Denken über Pop, das nicht auf Verkaufszahlen oder Clicks reduziert, sondern ernst nimmt, was Millionen täglich beeinflusst. Wer wissen will, warum „Bad Guy“ nicht nur ein Song, sondern ein Symptom ist – und wie man sowas wissenschaftlich greifbar macht – sollte einen Blick riskieren. Vielleicht mit Kopfhörern.