Roddy McKinnon singt gegen das Vergessen - neue Album "Tourist On The Moon"
Roddy McKinnon hat wieder was im Gepäck – und zwar ein Album, das sich wie ein Tagebuch mit Mondblick anfühlt. „Tourist on the moon“ heißt das Teil, und wie der Name schon vermuten lässt, geht’s ums große Ganze: Erinnerungen, Spuren, Geschichten – und darum, was bleibt, wenn man irgendwann nicht mehr da ist. Klingt deep, ist’s auch – aber keine Sorge, das Ganze kommt nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern eher mit einem melancholischen Schulterzucken und jeder Menge Feingefühl. Der Song „Paint me a rose“ etwa spinnt sich eine Familiengeschichte aus alten Tattoos zusammen – Seemann, Rose, Silberfisch – klingt schräg, ist aber irgendwie berührend.
Roddy hat’s nicht immer leicht gehabt. Krebsdiagnose während der Aufnahmen zu seinem ersten Soloalbum – und trotzdem (oder gerade deswegen?) sprudelt er jetzt vor Ideen. Auf „Time’s a dog“ ging’s um Zeit, auf dem neuen Album um das, was die Zeit übrig lässt. In „Vertebrae“ geht’s um einen Dino-Wirbel, in einem anderen Song um Marilyn Monroe als Babysitterin. Kein Witz. Die Erinnerungen anderer mischen sich mit seinen eigenen, und irgendwo dazwischen fragt man sich plötzlich selbst: Was bleibt eigentlich von mir übrig? McKinnon macht Musik wie ein guter Film – bleibt hängen, auch wenn du nicht alles beim ersten Mal verstehst.
Und was sagt der Mann selbst? „Ich hab mich entschieden, nicht unterzugehen.“ Bisschen dramatisch vielleicht, aber wer Roddy zuhört, merkt: Der meint das ernst. Statt sich zurückzuziehen, hat er sich seine Gitarre geschnappt und einfach weitergemacht – ehrlich, ruhig, aber nicht still. Seine Songs sind keine Charts-Raketen, aber sie kriechen ins Ohr und bleiben da. Und falls du denkst, das klingt alles zu schwer: McKinnon hat einen feinen Humor und schafft es, selbst dem Tod noch ein paar Zeilen abzuringen.
Quelle: Silberblick Musik
Foto: Silberblick Musik
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