Wenn eine Familie im Chaos eines missglückten Experiments Superkräfte bekommt, ist das zunächst mal kein gewöhnlicher Nachmittag – selbst nicht für Marvel-Verhältnisse. Reed Richards, brillanter Kopf mit Gummi-Genen, Sue Storm, die nicht nur Dinge verschwinden lässt, sondern auch die Geduld mit ihrem Bruder Johnny, der feurige Draufgänger mit Flammenmodus, und Ben Grimm, der jetzt mehr Felsbrocken als Mensch ist – sie alle bekommen mehr als nur eine neue Perspektive aufs Leben. Pedro Pascal, Vanessa Kirby, Joseph Quinn und Ebon Moss-Bachrach geben dem klassischen Quartett dabei frisches Gesicht und ordentlich Charaktertiefe. Die neue Inkarnation der „Fantastic Four“ schlägt einen emotionaleren Ton an – mit genug Platz für Actionspektakel, aber auch für die Frage: Was macht uns eigentlich zu einer Familie?
Dass Galactus, der intergalaktische Allesfresser mit Hang zur Apokalypse, diesmal den Erdball auf seinem Speiseplan hat, bringt die frisch gebackene Superfamilie in die Bredouille. Es geht nicht nur um die Rettung der Welt, sondern auch darum, sich selbst nicht zu verlieren – in Kräften, Erwartungen und der ständigen Gefahr, die Menschlichkeit zu opfern. Besonders spannend: Die Konfrontation wird persönlich. Alte Wunden, unausgesprochene Konflikte und die Dynamik einer Familie unter Druck liefern emotionale Tiefe jenseits des üblichen Heldenpathos. Regie und Drehbuch setzen bewusst auf Nuancen, ohne den Krawumm-Faktor zu vernachlässigen. Und genau da liegt der Reiz: Zwischen Weltuntergang und WG-Streit findet der Film eine Balance, die überraschend gut funktioniert.
Marvel zeigt hier nicht einfach nur den nächsten Blockbuster im Cape-Kalender, sondern einen Film über Verbundenheit in Extremsituationen – mit Superkräften als Bonus. Der Humor sitzt, ohne albern zu wirken, die Action ist bombastisch, aber nie seelenlos. Und wenn Pedro Pascal als Reed Richards über Verantwortung sinniert, bekommt selbst das Stretch-Kostüm plötzlich Gewicht. „Fantastic Four“ ist keine Neudefinition des Genres, aber ein wohltuend erwachsener, clever inszenierter Beitrag. Die Gefahr ist riesig, das Spektakel gewaltig – aber am Ende zählen Herz, Zusammenhalt und ein bisschen Flammenwerfer auf Familienniveau.