Verwahrlost, brutal und bildgewaltig – The Thicket – Jagd auf Cut Throat Bill ist kein Western für Nostalgiker. In Elliot Lesters düsterem Spätwestern, basierend auf dem Roman von Joe R. Lansdale, treffen Schicksale aufeinander wie Hufe auf gefrorenem Boden. Die Geschichte beginnt mit einer Pockenepidemie, die nicht nur Landstriche, sondern ganze Familien auslöscht. Jack und Lula verlieren alles – Eltern, Heimat, Hoffnung. Als dann auch noch ihr Großvater getötet und Lula entführt wird, bleibt Jack nichts anderes übrig, als in den Sattel zu steigen. Was folgt, ist ein Ritt voller Schmerz, Blut und Rache, bei dem selbst der Horizont feindlich wirkt.
Unterstützt wird der junge Rächer von der ruppigen, aber verlässlichen Outlaw-Crew um Kopfgeldjäger Reginald Jones (Peter Dinklage) und dem Ex-Sklaven Eustace. Gemeinsam mit der schlagfertigen Jimmie Sue (Juliette Lewis in Bestform) geht es quer durch das unwirtliche Texas – immer der erbarmungslosen Banditin Cut Throat Bill auf den Fersen. Lewis liefert hier eine atemlose Performance ab, irgendwo zwischen Wahnsinn und Charisma, während James Hetfield als korrupter Deputy mit stahlhartem Blick für düstere Akzente sorgt. Wer hier auf Erlösung hofft, wird enttäuscht – The Thicket ist nicht an Gnade interessiert. Der Film setzt lieber auf Staub, Schweiß und schmerzhafte Wahrheiten.
Regisseur Lester schafft es, die Härte des Stoffes in eindrucksvolle Bilder zu übersetzen. Jeder Shot wirkt wie ein Gemälde im Niedergang, voller Widersprüche – genauso wie die Figuren selbst. Es geht um Verlust und Gerechtigkeit, um Gewalt und Menschlichkeit, um eine Gesellschaft im Umbruch. Doch trotz aller Trostlosigkeit blitzt immer wieder etwas auf, das fast Hoffnung sein könnte. The Thicket erzählt nicht nur eine packende Geschichte – es ist eine Allegorie auf das Überleben in einer Welt, in der Ordnung längst zum Mythos geworden ist. Ein Western, der lange nachhallt – nicht laut, sondern wie ein letzter, bleierner Glockenschlag am Ende eines verdammt langen Tages.